Wie komme ich mit mir ins Reine?
Geschrieben von H.U. Wyss am 27. Aug 2011Hier ist eine Leserfrage zum Buch „Der Schlüssel zum Leben – Wie man mit sich ins Reine kommt„.
Hallo Hans Ulrich,
ich habe mir vor einiger Zeit Dein Buch gekauft. Es ist sehr klar geschrieben, trotzdem ist ein Frage aufgetaucht. Darf ich sie Dir stellen?
Du schreibst auf Seite 35, dass man seine Aufmerksamkeit auf das *Gefühl *richten soll, da zu sein. Auch später schreibst Du immer wieder, dass man die Aufmerksamkeit auf das Gefühl richten soll.
Ich bin doch aber gar kein Gefühl, sondern Bewusstsein. Meine wahre Natur ist Bewusstsein. Dieses ist nicht wahrnehmbar, sondern nimmt alles wahr. Meine wahre Natur kann also gar nicht wahrgenommen werden, es ist kein Gefühl im Hintergrund.
Kannst Du mir da weiter helfen?
Danke und liebe Grüße
D
Danke für die Frage.
Ja, du bist Bewusstsein. Wenn ich dir jetzt sagen würde: „schau dein Bewusstsein an, oder: fühle dein Bewusstsein“, wo würdest du dann hinschauen oder hinfühlen?
Ich würde versuchen zu fühlen, wie ich mich anfühle, wie es sich anfühlt, ich zu sein, wie es sich anfühlt zu sein.
Das ist, was ich zu beschreiben versuchte.
Es ist vollkommen egal, wie du das nennst.
Ich meine aber nicht etwas ausserhalb von dir. Nicht etwas Abstraktes. Sondern etwas, das du immer fühlst.
Das sind aber alles nur Wortklaubereien, finde ich. Der Punkt ist, dass man immer wieder einen Moment versucht dieses „Gefühl“ zu besuchen. Das löst die „Brille“ auf. Was du darüber denkst, was du darüber sagst, ob du es verstehst oder ob du es falsch findest ist vollkommen egal.
Das Schauen verrichtet die Arbeit!
Nicht das Verständnis und nicht der Glaube!
Du wirst sehen! Auf einmal ists dir egal, wie man dem nun genau sagt: Gefühl, Nichtgefühl, Bewusstsein, wahre Natur, was auch immer. Dann ist die Suche fertig, ohne dass du etwas zusätzliches darüber weisst. Trotzdem weisst du, dass die Suche fertig ist.
Irgendwie ist mir die Sache nicht klar. Du hast geschrieben „Ich würde versuchen zu fühlen, wie ich mich anfühle, wie es sich anfühlt, zu sein.“
Ich habe intensiv versucht, dieses Gefühl zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Es ist unheimlich schwer fassbar. Was ist dieses Gefühl für Dich? Hat es etwas mit Körperempfindungen zu tun?
Du sagst es sei dir nicht klar. Weisst du, warum du das denkst?
Du glaubst, dass da noch etwas anderes sein sollte, als was schon jetzt da ist. Es gibt aber nichts, was du jetzt noch nicht entdeckt hast und was du noch entdecken solltest. Es kann nicht sein, dass da noch etwas fehlt. Oder dass du noch ein anderes Bewusstsein irgendwann finden könntest, das nicht jetzt schon da ist.
Die ganzen philosophischen und spirituellen Aussagen über die wahre Natur, Bewusstsein, ich bin, usw. meinen alle das gleiche. Sie alle versuchen auf dieses „Gefühl“ hinzuweisen, dass es dich gibt. Die Gewissheit, dass es dich gibt. Wie es sich anfühlt, zu sein.
Wenn du das immer wieder einen Moment versuchst anzuschauen, dann löst es die Brille auf. Es muss nichts anderes hervorkommen. Es muss nichts passieren. Wirklich! Schau „es“ immer wieder an. Aber eben: „es“ ist nichts anderes ausserhalb von dir oder so. Deshalb finde ich besser, wenn ich sage: Schaue DICH an.
Schau dich immer wieder einen Moment an … und auf einmal merkst du, dass es egal ist, wie man dem jetzt sagt. Dann ist die Suche vorbei. Ohne dass du etwas gefunden hast. Aber du weisst, dass die Suche vorbei ist. Dann weisst du, es gab gar nie etwas, das du noch verstehen solltest, dass du aber noch nicht verstanden hast.
Wie es sich für mich anfühlt? Vollkommen neutral, gewöhnlich, unspektakulär, normal.
Folgendes verwirrt mich: Du schreibst „…fühle dein Bewusstsein“. Das geht doch gar nicht. Das Bewusstsein ist nicht wahrnehmbar. Vielleicht meinst Du, dass ich Bewusstsein erkennen kann. Bsp: Ich sitze gerade auf meinem Sofa. Mir gegenüber nehme ich ein Bücherregal wahr. Ich bin mir bewusst, dass ich es wahrnehme. Ich erkenne also das Bewusstsein. Dabei stelle ich automatisch eine gewisse Rückwärtsrichtung fest. Ich richte also automatisch die Aufmerksamkeit irgendwie auf mich. Meinst Du vielleicht das mit Bewusstsein „fühlen“?
Wahrscheinlich fällt das alles unter „Wortklaubereien“. 🙂
Es ist tatsächlich Wortklauberei. Es macht keinen Sinn darüber weiterzudiskutieren. Wirklich. Es gibt nichts zu verstehen, das du noch nicht verstanden hast. Es gibt nichts zu suchen, das du noch nicht gefunden hast, es gibt nichts zu entdecken, das du noch nicht entdeckt hast.
Die ganzen spirituellen Theorien 615-544-4111 , dass du das Bewusstsein nicht fühlen könnest, weil du es ja selbst bist und blablabla. Das stiftet nur Verwirrung und Unsicherheit. Es ist nichts Kompliziertes. Es ist simpel.
Du weisst, dass es dich gibt. Schau diese Gewissheit immer wieder an. Es muss nichts passieren. Es muss nichts auftauchen. Es braucht kein besonderes Erlebnis. Schaus einfach trotzdem wieder an. Und auf einmal merkst du, dass es dich gar nicht mehr interessiert. Und dann lebst du einfach dein Leben. Interessierst dich für dein Leben. Kümmerst dich um die Dinge in deinem Leben. Darum ging es die ganze Zeit, und das wird dir dann vollkommen klar sein.
Ich möchte noch einem möglichen Missverständnis entgegenhalten.
Was ich hier geschrieben habe, heisst nicht, dass die Dinge im Leben nicht wichtig seien. Natürlich gibt es noch viele Dinge zu erleben, es gibt Dinge zu entdecken, es gibt Dinge zu lernen. Dinge die uns freuen, Dinge die uns ärgern und solche, die uns traurig stimmen. Wichtige Dinge und unwichtige. All das ist das Leben. So funktioniert das Leben. Und diese Dinge und Erlebnisse und so weiter sind auch noch da, wenn die Suche fertig ist.
Ich hoffe, ich habe jetzt nicht noch mehr Verwirrung angestiftet. Der Punkt ist einfach: Schau dich immer wieder einen Moment an und gleichzeitig kümmerst du dich um dein Leben.
Ich hoffe das war hilfreich.
Besten Dank für die Fragen!
3 Kommentare
breed am 23. Oktober 2011 um 10:43
du schreibst das ´leben ändere sich nicht wenn die brille weg ist. es bleiben die fröhlichen dinge, die traurigen dinge, wichtige herausforderungen usw. das ist ja auch völlig logisch. wie sollen diese auch verschwinden?! was jedoch verschwindet, so sagst du, sei das gefühl oder vllt besser das bedürfnis ‚ankommen zu wollen‘ die sehnsucht danach es irgendwann ‚geschafft‘ zu haben. das ist es ja was du als die brille bezeichnest.
was mich nun interessieren würde: wie ändert sich damit die betrachtungsweise, der blickwinkel auf all diese dinge… die ereignisse die uns traurig stimmen, schicksalsschläge, dinge die uns freudig stimmen, wie siehst du herausforderungen usw
H.U. Wyss am 26. Oktober 2011 um 19:51
Hallo Breed
Gute Frage. Was ist denn nun anders?
Ich kann es dir nicht wirklich sagen. Ich würde sagen, in dem Moment, wo ich etwas erlebe, erlebe ich immer noch genau das gleiche. Ich habe jedoch den Eindruck, dass ich schneller aus einer Situation lerne als früher. Früher war ich irgendwie mehr damit beschäftigt zu versuchen gut dazustehen. Heute sehe ich viele Situationen einfach direkter und klarer.
Damit will ich aber nicht sagen man solle versuchen klarer zu sehen oder so was. Und ich will auch nicht sagen man solle versuchen aus Situationen zu lernen. Da ist es alles nicht. Irgendwie ist alles gleich wie vorher, aber viele Dinge sind einfach klarer.
Aber das heisst auch nicht, dass für mich alles klar ist und ich immer weiss was die richtige Entscheidung ist oder so. Das weiss ich nämlich nicht.
Das wichtigste scheint mir aber das zu sein:
Die Frage, was den nun anders sein soll, interessiert mich nicht mehr.
Und ich bin überzeugt, dass diese Frage bei dir auch verschwinden wird, ohne dass du eine besondere Erkenntnis deshalb hast und ohne, dass du es sofort merkst. Auf einmal interessiert dich das einfach nicht mehr.
Ich habe mich gefreut, von dir zu hören!
Lars am 24. Februar 2013 um 19:32
Jo, endlich mal einer der so denkt wie ich 🙂 Willkommen in der wahren Welt ! Hört auf zu suchen, jede Suche ist irgendwie sinnlos. Die Grundursachen für alles was auf dieser Welt passiert sind Liebe und Hass, dass ist der Schlüssel, um alles zu verstehen und vor allen dingen sich selbst. Alles ist nur ein Gefühl und wer es selbst beeinflussen kann der hat gewónnen ! Soviel laberei und dummes erzählen, wer die wahrheit spricht, den erkennt man in der mimik, gestik und an den augen. Ehrlichkeit ist der schlüssel zu sich selbst. Wenn man ehrlich zu sich ist, dann akzeptiert sich vollkommen und kritisiert ncihts von dem was man tut. Und da Frauen dieses Problem haben, suchen sie die Lösung in Leuten, die anders sind 🙂 Soviel dazu. Und mein Kumpel deine Seite solltest du eig. geheimhalten, dass ist Wissen, dass keiner Wissen sollte- wahres Wissen , etwas das uns führt und nicht bremst 😀 Aber wenn da keine Schafe mehr sind, dann gibt es ncihts mehr zu manipulieren, das heißt ich hoffe nciht dass es irgendwann mal zu kulturrevolution kommt und alle menschen völlig umdenken und so leben wir wir 😀
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