Die innere Entwicklung – Meine Beziehung zu Frauen
Geschrieben von H.U. Wyss am 24. Mrz 2010Da ich mich in den letzten Jahren ausgiebig mit Beziehungen zwischen Mann und Frau beschäftigte, möchte ich daran veranschaulichen, wie sich meine innere Einstellung zum Leben veränderte.
Blauäugig und gutgläubig
Ich denke, ich war ein ziemlich netter Kerl 615-544-1028 , der nichts böses tat und auch nichts böses erwartete. Ich glaubte, was mir die Leute erzählten. Ich vertraute ihnen. Damit war ich wohl ziemlich blauäugig und naiv.
In Bezug auf Frauen sah für mich die Welt genauso aus. Ich dachte, einmal würde ich meine Traumfrau finden, dann sei alles super und halte für ewig. Ich wollte mich nicht verstellen und ich war einfach wie ich war.
Mit Frauen wollte es nicht so richtig klappen. Ich hatte zwar eine fünfjährige Beziehung und ein paar kürzere, aber ich war kein Frauenschwarm. Viele Frauen fanden mich sympathisch, aber sie gingen nicht mit mir ins Bett.
Alles in allem war ich nett und passiv. Ich glaubte an ewige Liebe, aber ich erlebte sie nicht. Ich hoffte, sie irgendwann zu finden.
Verführungsszene und Machtkampf
Dann entdeckte ich, dass es bestimmte Verhaltensweisen gibt, mit denen Männer besser bei Frauen ankamen. Ich begann die Dynamik zwischen Mann und Frau zu studieren und experimentierte mit meinem eigenen Verhalten. Ich lernte, dass Frauen zwei Gefühle empfinden müssen, so dass sie sich mit einem Mann einlassen: sexuelle Anziehung und Wohlfühlen. Durch sein Verhalten kann der Mann diese beiden Gefühle in der Frau steuern. Ist er stark und dominant, so begehren sie ihn. Ist er fürsorglich, so fühlen sie sich bei ihm wohl.
Ich dachte als Mann müsste man die Interaktionen mit Frauen immer kontrollieren und zu jedem Zeitpunkt das „richtige“ Verhalten an den Tag legen, also übte ich das während ein paar Jahren.
Viele Frauen standen nun auf mich. Ich hatte einige Affären, jedoch zu einer wirklich ernsthaften Beziehung kam es nicht. Häufig verlor ich ziemlich rasch das Interesse an den Frauen, die ich „rumgekriegt“ hatte. Und die Frauen, für die ich mich mehr interessierte, kriegte ich nicht rum oder sie verloren bald das Interesse an mir.
Je weniger ich einer Frau nachlief, desto mehr hatte ich die Kontrolle. Ich dachte ich müsse noch mehr die Kontrolle haben, also hörte ich komplett auf, Frauen in irgendeiner Form nachzulaufen. Entweder sie lief mir nach oder es wurde nichts.
Ich konnte schon ziemlich gut loslassen und haftete nicht mehr gross am Gedanken an, eine bestimmte Frau „rumzukriegen.“ Es kam mir nicht mehr sehr drauf an, ob etwas draus wurde oder nicht. Ich genoss, hatte eine gute Zeit und dann schaute ich, was daraus wurde.
Zu einer längeren Beziehung kam es immer noch nicht. Oft war ich eine Weile mit einer Frau zusammen, dann aber begann sie auf irgendeine Art Drama zu veranstalten. Sie zickte. Ich interpretierte das so, dass die Frau mit einem Vorwand versuchte unsere Interaktion zu kontrollieren. Ich fühlte mich manipuliert und ich wollte keine Frau, die mich manipuliert. Also liess ich sie fallen.
Es gibt überall auf der Welt Männer, die sich in der „Verführungsszene“ gegenseitig austauschen und die genannten Ideen bis in die kleinsten Details untersuchen und anwenden. Meine andere Website hat hier ihren Ursprung: http://www.frauenverstehen.ch.
Die gleichen Ideen gibt es natürlich auch für Frauen. Die Zeitschriften sind voll davon. Dort findet man Ratschläge wie: „Rufe niemals zuerst an,“ „sage das erste Date zuerst ab“ oder „beende Telefongespräche immer als erste.“
Es geht immer um das gleiche: man versucht sich selbst interessant zu machen, so dass der andere einen jagt. Man will die Kontrolle übernehmen.
Alles in allem sah ich die Beziehung zwischen Mann und Frau als Machtkampf, den es zu gewinnen galt.
Meine bisherigen Beziehungen waren nicht wie ich mir das erhofft hatte. Sie wurden dadurch für mich zu einer Nebensache. Ich konnte mir nicht vorstellen, dafür meine Freiheit aufzugeben.
Das langsame Aufhören der Spielchen
Dann traf ich vor etwa zwei Jahren eine Frau, die kein Theater machte. Wir meldeten uns gegenseitig. Keiner lief dem anderen nach.
Etwas war mit ihr anders. Sie war wirklich authentisch. Sie zickte nicht um meine Aufmerksamkeit zu erhalten. Wenn sie etwas störte, so sprach sie es ehrlich an. Sie nahm es nicht als Anlass für Drama, mit dem sie mich manipulieren konnte. Wir konnten vernünftig über alles reden.
Ich hatte eine authentische Frau kennengelernt. Wir passten nicht ganz zusammen, aber die Geschichte war gegenseitig und vollkommen ehrlich.
Was war anders? Ich war nett und sie konnte den Wert darin schätzen. Sie nützte es nicht aus. Sie verlor deswegen nicht das Interesse. Ich musste keine Spielchen spielen. Wir beide genossen diesen Zustand.
Ich war wohl in einer Entwicklungsstufe angekommen, wo ich mit einer Frau zusammen sein konnte ohne jegliche Spielchen zu spielen und ohne mich künstlich interessant zu machen. Obwohl unsere Beziehung nach etwa einem halben Jahr auseinander ging, so hatte ich doch gesehen, dass es tatsächlich möglich ist, eine authentische Beziehung zu führen. Natürlich setzt das eine authentische Frau voraus.
Ich hatte gesehen, dass die ganze Theorie mit dem gegenseitigen Machtkampf mit Frauen, den es zu gewinnen galt, damit Anziehung und Wohlfühlen vorhanden war, irgendwann überholt ist.
Bei der Entwicklung gehts nicht darum, Interaktionen besser zu kontrollieren und den Machtkampf besser zu gewinnen. Es geht nicht darum, bessere Sprüche und Antworten bereitzuhalten. Auch wenn dies in einer gewissen Entwicklungstufe sehr hilfreich ist und enorm viel bessere Erfolge bei Frauen bringt, so ist trotzdem dieses Verhalten irgendwann überholt.
Da merkte ich, dass „sich selbst sein“ die stärkste Verhaltensweise ist, die es überhaupt gibt.
Was es heisst sich selbst zu sein? Na ja, da kommt wieder die Entwicklung ins Spiel. Ab einer bestimmten Stufe ist das einfach klar. Es wird klar, wer man ist, was man will, was man tut, wen man in seinem Leben will und wen nicht.
Die Angst nicht das vom Leben zu erhalten oder etwas zu verpassen verschwindet irgendwann. Man will genau, was jetzt ist.
Mit meiner jetzigen Freundin erlebe ich nun wirkliche Liebe. Meine bisherige Angst, meine Freiheit zu verlieren, wird immer kleiner. Ob ich nun ewige Liebe gefunden habe, weiss ich natürlich nicht. Wie will ich das jetzt auch wissen? Was ich jedoch erlebe, ist genau wie ich mir eine Beziehung schon immer erhofft hatte.
Mir scheint, dass ich jetzt genau das erlebe, wonach die Menschen die ganze Zeit suchen. Sie versuchen dies jedoch in äusseren Dingen oder anderen Menschen zu finden. Allerdings kann nichts davon die innere Unzufriedenheit eliminieren. Haben wir jedoch die innere Harmonie gefunden, so funktionieren auch die äusseren Dinge im Leben, wie auch Beziehungen.
10 Kommentare
Sebastian am 24. März 2010 um 21:23
Hi!
Ich stimme dir voll unf ganz zu: ohne innere Harmonie keine im Aussen. Die grosse Frage ist jedoch wie kann ich diese innere Harmonie herbeifuehren?
Du schreibst von Entwicklung. Ich denke, ich habe mich in den letzten Jahren schon ein wenig weiterentwickelt und bin deutlich ausgeglichener & harmonischer geworden. Allerdings frage ich mich wie ich diese Entwicklung beschleunigen kann. Im Moment kommt es mir teilweise so vor als kommt diese Entwicklung \"automatisch\" mit dem aelterwerden. Allerdings waere das ja ein wenig depremierend, denn muesste ich warten bis ich alt und grau bin, um wirklich mein Leben geniessen zu koennen.
Ich hab auch gemerkt, dass wenn ich haeufig meditiert habe, meine Ausgeglichenheit und Bewusstheit (=Faehigkeit im Jetzt zu sein) deutlich staerker war. Dummerweise kann ich z.b. medtieren immer nur kurz durchhalten; dann kommt irgendetwas in meine Leben, dass fuers ego interessanter ist.
Gruesse,
Sebastian
Alex am 24. März 2010 um 21:51
@Logan
Schöner Text, kommt mir vor als würde ich mein Leben lesen, naja -2 Jahre 🙂
Wer seine Mitte gefunden hat ist weniger anfällig für irgendeine Manipulation, z.b. die von Frauen, von falschen Freunden oder von Medien die sagen wir brauchen das und das um unter anderem bei Frauen besser zu landen.
@Sebastian
Du bist auf dem richtigen Weg 🙂 Persönlich probiere ich das bei allem zu machen. z.b. wenn ich esse dann esse ich nur und surfe nicht oder lese. Wenn ich laufe dann laufe ich und denke nicht an die Zeit.
Wenn du auf dem Klo bist … naja du kannst es dir sicherlich vorstellen 🙂
So Sachen oder schau dir beim denken zu 😉 hilft wirklich!
H.U. Wyss am 25. März 2010 um 13:26
Sebastian, ich empfehle dir zu meditieren. Das heisst aber nicht, dass du aufhören sollst mit den anderen Dingen die dich oder dein Ego interessieren. Es ist überhaupt kein Problem, dass dich Dinge interessieren. Das ist doch das schöne am Leben. Geniess die Dinge!
Geld, Macht und Sex sind nicht „böse.“ Es ist in Ordnung diese Drei zu geniessen. Es ist nur blöd, wenn man den Eindruck hat, diese Dinge würden uns irgendwie retten. Das tun sie nämlich nicht. Aber wenn man sich von ihnen lossagt und sie unterdrückt, so rettet uns das genauso wenig.
Alex, freut mich, dass du diese Entwicklung kennst! Es ist wirklich lustig, was uns „die anderen“ alles raten, wie wir gerettet werden und was uns noch alles fehlen soll!
Alex am 25. März 2010 um 18:09
@Logan
was verstehst du unter den Anderen ? Ich persönlich habe vieles anderen geraten, probier es doch mit NLP, oder mach die oder das.
Mittlerweile ist mir das egal Hauptsache ich bin Glücklich.
Oder anders ausgedrückt ich übe Toleranz 🙂
James am 26. März 2010 um 16:09
Alles schön und gut – der Artikel gefällt mir und grundsätzlich hast du ja recht. Man muss sich aber im klaren sein, dass es eben kein 0->100 gibt. Sondern 0, 1, 10, 30, 50, 52, 53, 60, 65, 40!, 49, 53, 67, … und MANN wird und muss diesen Weg gehen um deiner Idealvorstellung hier entgegenzukommen. Du bist auch diesen Weg gegangen, als Belohnung für deine Entwicklung stehst du nun da wo du bist, jeder kriegt was er verdient.
„Dann traf ich vor etwa zwei Jahren eine Frau, die kein Theater machte. Wir meldeten uns gegenseitig. Keiner lief dem anderen nach.
Etwas war mit ihr anders. Sie war wirklich authentisch. Sie zickte nicht um meine Aufmerksamkeit zu erhalten“
Was SIE wirklich anders? Oder warst du es? Was wäre passiert, wenn du ohne deine Entwicklung auf diese Frau getroffen wärst?
H.U. Wyss am 30. März 2010 um 07:29
Alex, ich meine alle, die mir sagen wollen, was ich tun oder nicht tun soll, was ich erreichen und können soll: Medien, die Gesellschaft, die Kirche, Leher, Eltern, Freunde, … Jetzt auch noch du, der mir sagt, was ich versuchen soll. 😉
James, ja sie war anders als jene, die ich früher kennen lernte. Und ich war auch anders als früher. Darum gehts ja gerade. Wenn man sich entwickelt, so lernt man andere leute kennen. Man ist selber weiser und man erkennt andere weisere Leute.
Natürlich muss jeder selbst seinen Weg gehen. Ich weiss für mich einfach, dass der Weg nicht so ist, wie ich mir das früher vorgestellt hatte. Die Entwicklung ist eben nicht, dass man besser kontrolliert und alles besser im Griff hat, sondern dass man loslässt und mehr und mehr sich selbst sein kann. Deshalb hoffe ich, dass meine Beschreibung hilfreich ist. Sie soll aufzeigen wohin die Entwicklung wirklich geht. Viele Menschen glauben den Marketinggurus, die uns immer noch bessere Techniken für weiss der Kuckuck was verkaufen wollen. Diese Dinge führen nicht ans Ziel!
Steve am 29. Mai 2010 um 01:37
Hi!
Ich stimme dir voll unf ganz zu: ohne innere Harmonie keine im Aussen. Die grosse Frage ist jedoch wie kann ich diese innere Harmonie herbeifuehren?
Du schreibst von Entwicklung. Ich denke, ich habe mich in den letzten Jahren schon ein wenig weiterentwickelt und bin deutlich ausgeglichener & harmonischer geworden. Allerdings frage ich mich wie ich diese Entwicklung beschleunigen kann. Im Moment kommt es mir teilweise so vor als kommt diese Entwicklung \“automatisch\“ mit dem aelterwerden. Allerdings waere das ja ein wenig depremierend, denn muesste ich warten bis ich alt und grau bin, um wirklich mein Leben geniessen zu koennen.
Ich hab auch gemerkt, dass wenn ich haeufig meditiert habe, meine Ausgeglichenheit und Bewusstheit (=Faehigkeit im Jetzt zu sein) deutlich staerker war. Dummerweise kann ich z.b. medtieren immer nur kurz durchhalten; dann kommt irgendetwas in meine Leben, dass fuers ego interessanter ist.
Gruesse,
Sebastian
H.U. Wyss am 31. Mai 2010 um 13:02
Danke Sebastian für deine Frage. Wie man die innere Harmonie herstellen kann ist genau die entscheidende Frage. Ich muss dich auf mein Buch vertrösten. Dort erkläre ich exakt wo das eigentliche Problem ist und wie man es praktisch löst. Es ist viel einfacher als man denkt.
Hanna am 21. November 2011 um 18:57
Hallo! Was ist in deiner jetzigen Beziehung anders als in den vorigen? Ich selbst steh vor dem Problem, dass ich einen ganz ganz lieben Freund haben könnte, mit dem ich mich sehr gut versteh und über wirklich alles reden und ihm 100%ig vertrauen kann, wo sich nach einiger Zeit aber das Gefühl eingestellt hat, dass die sexuelle Anziehung flöten gegangen ist, weil er zu wenig dominant ist. Weißt du, ob ein Mann es hinkriegen kann, sich soweit zu ändern (er würde es ja auch wollen), dass die Beziehung wieder gelingen könnte?
Vielen Dank,
Hanna
H.U. Wyss am 11. Dezember 2011 um 20:11
Hanna, natürlich kann er das. Er muss diese Eigenschaften in sich kultivieren und üben. Ich denke aber es geht nicht so wahnsinnig um Dominanz sondern mehr darum, dass er das tun kann, was er will.
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